Filmlose Bildwiedergabe und doch eine Fehlentwicklung 1972: TV Grammophon

Als TV-Grammofon betitelte die schwedische Ausgabe der lange untergegangenen Popular Photography 1972 ihren Beitrag zur "Bildplatte"

Wozu sollte die teure Fehlentwicklung gut sein, wo maximal 12 Minuten Video mit ca. 750 x 500 Pixel TV-Auflösung auf eine mechanisch abgetastete Kunststoffscheibe passten? Lesen Sie selbst:

Als Alternative zur TV-Kassette haben 4 Ingenieure aus Berlin ein neues Videosystem entwickelt - die Image-Disc. Die Image-Disc wurde Ende Juni erstmals von AEG/Telefunken präsentiert und muss als beeindruckende Erfindung bezeichnet werden. Die Disc ist nur ein Zehntel Millimeter dick, enthält 120 bis 140 Spuren/mm und gibt Bild- und Tonsignale in einem speziell entwickelten Picture-Disc-Player wieder, der an den TV-Tuner angeschlossen ist. Der Plattenspieler arbeitet nach einem neuen Verfahren, sog. "Druckmessung". Der Diamant, der die Scheibe erfasst, bezieht seine Bewegung (mechanische Schwingung) nicht mehr passiv aus der Bahn der Scheibe: In der festen Position und in Rhythmen, die den gespeicherten Signalen entsprechen, erhält er stattdessen Druckimpulse von der elastisch verformbaren Scheibe. Diese Signale werden in einem Druckmessumformer so umgewandelt, dass sie auf dem Fernsehbildschirm sichtbar werden. Da jede Nut in der Bildscheibe nur eine Breite von wenigen Tausendstel Millimetern hat, war eine völlig neue Technik nötig, um eine mechanische Aufzeichnung machen zu können. Durch die Umstellung auf Frequenzmodulation wurde es möglich, alle Frequenzen mit der gleichen Amplitude aufzuzeichnen. Auf diese Weise konnten die Gleise direkt nebeneinander gelegt werden und man erhielt eine bisher nicht erreichbare "Dichte". Auf einer 30 cm Scheibe können 3 Milliarden Signale gespeichert werden, was ca. 12 Minuten Spielzeit. Natürlich kann man die Scheibe nicht mit einer normalen "Nadel" abspielen: Die Spitze einer solchen Nadel müsste einen kleineren Durchmesser haben als ein Tausendstel Millimeter, nur dass eine "passive" Abtastung bei 1500 U/min nicht möglich ist. Stattdessen ruht der Sensorkristall (Piezokristall oder Piezokeramik) in der Größenordnung von Zehntelmillimetern gleichzeitig auf mehreren Rillen, während er sich unter seinem Gewicht "vorformt". Dabei werden die Höhenunterschiede des Gleisbodens in entsprechende Druckunterschiede umgerechnet. Die Druckverteilung an der Tastspitze entspricht dann in etwa der Aufnahmeinformation innerhalb der Kontaktfläche der Spitze mit der Scheibe.

Schaut man sich die deutschen Preise an, 10 DM für eine 12-Minuten-Videodisc und Abspielgeräte zwischen 500 und 1.000 DM, dann weisen diese darauf hin, dass es nicht geht werden zu teuren Geräten. Die Kunststoff-Disc kann bis zu 1.000 Mal abgespielt werden. Die ist sehr leicht und unzerbrechlich. 1972 soll es auf den Markt kommen. In Farbe.

Ralf Jannke

 

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