Oh nein, schon wieder eine DSLR ;-)

Avatar of Ralf JannkeRalf Jannke - 02. September 2023 - Wissen, Sammeln, Ausprobieren

Christian Zahn hat 2023 zum Jahr der DSLR erklärt

Betrachtet man, was er sich in einem überschaubaren Zeitraum für wenig Geld an historischen DSLRs für seine Sammlung zugelegt hat, hat er sogar Recht! Er hat seinem Bestand nicht nur aufgestockt, sondern einige DSLRs weiter an mich gereicht! Obwohl ich eigentlich schon „überlaufe“ ;-) Und keinen Hehl draus mache, dass zumindest die DSLR-Einsteigerklasse „fertig hat“ …

Selbstverständlich kann man mit den alten Dingern immer noch prima fotografieren!

Angefangen mit Christian Zahns 10 Megapixel Nikon D40x folgten jetzt die beiden Canons EOS 20D, 8 Megapixel, Vorstellungsjahr 2004 und EOS 400D, 10 Megapixel, Vorstellungsjahr 2006. Und nicht zu vergessen die 15 Megapixel Canon EOS 50D von 2008, die ich selbst für 70 Euro inkl. Batterieteil erworben und diesen Sommer (2023) bereits ausprobiert habe.

Die 50D hatte in Schweden auf mich gewartet, und dorthin geht sie in den Herbstferien auch zurück. Als höherwertige semiprofessionelle Canon-DSLR, um meiner Nikon D300 Gesellschaft zu leisten. Wenn ich in den Ferien Gelüste auf DSLRs habe ;-) Was bei meinen spiegellosen Z-Nikons selten geworden ist. Begleitet wird die 50D von der EOS 400D, die ebenfalls ausgelagert wird. Der ich noch den fehlenden Batteriefachdeckel nachbestellt habe. Was ich mir hätte schenken können, denn der der vorhandenen EOS 350D hätte gepasst. So wie auch das Bettrieteil der 400D kompatibel zur EOS 350D ist – egal … Außerdem werde ich noch mein brave, aber gute CANON ZOOM LENS EF 35-135mm 1:4-5.6 USM beisteuern/auslagern. Für Weitwinkel vor Ort sorgt bei Bedarf das 18-55 mm Canon … Wobei ich gerne mit nur einem Objektiv losziehe, in diesem Fall das 35-135/56-216 (@KB).

Und die EOS 20D?

Warum wurde die Canon EOS 20D viermal abgelichtet? Genau hingesehen? ;-)

Weil nicht nur für die EOS 20D genau das zutrifft: „Wie (zu) viele Konsumenten hatte ich ab 2000 und der Canon EOS D30 brav jeden Kamera-Schritt mitgemacht – koste es, was es wolle …. Von der D30 zur D60, 10D, 20D, 30D. Um bei letzterer endlich und viel zu spät zu merken, dass Canon die Kluft zwischen der EOS 1D und den zweistelligen EOS-DSLRs hinsichtlich Autofokus-Qualität immer ganz bewusst groß gehalten hat. (…) 

Täglich grüßt das Murmeltier ;-)

Nach der 30D und dem Gefühl, immer fast die gleiche EOS mit nur leicht steigenden Megapixelzahlen erworben zu haben, hatte ich genug! Die Einser-EOS-Modelle waren seinerzeit zu teuer, also zurück ins Nikon-Lager, aus dem ich 1992 kam. Jetzt hat mich Christian Zahns EOS 20D halt „eingeholt“ ;-) Eingereiht in die

Mal sehen, wann ich der 20D etwas Aufmerksamkeit schenke. Denn die 20S wird als 8 Megapixel DSLR hier die Stellung halten …

Soweit aus meiner Sicht zum Status (und Niedergang?) digitale Spiegelreflexkamera

Irgendwie passt dieser Blog-Beitrag aus dem Newsletter des Imaging Media House zur Thematik. Stark gekürzt:

>> Touristen, die mit Smartphones die Sehenswürdigkeiten und vor allem sich selbst in aller Welt knipsen? (…) Die Lieferungen spiegelloser Wechselobjektivkameras aus den Fabriken in Asien brechen aktuell alle Rekorde und die Verkäufe boomen laut japanischem Verband Camera and Imaging Products Association (CIPA). Der Grund für den Aufschwung hängt anscheinend direkt mit dem Wachstum des weltweiten Tourismus zusammen. (…) Zum bevorzugten Reise-Equipment gehört wohl (nach langer Zeit wieder) eine neue Spiegellose mit dem einen oder anderen Wechselobjektiv. Das Smartphone scheint den Ansprüchen der Reisenden nicht mehr zu genügen. (…)

Der (technologische) Abstand zu Smartphone-Kameras hat sich bei spiegellosen Systemkameras deutlich vergrößert – und die Consumer merken und goutieren das. (…) Kameras werden wieder mehr als Statussymbole eingesetzt. Heißt: Mit einer Spiegellosen an der Schulter ist man nicht mehr “von gestern”, sondern “weit vorne”. Drittens: Für Bilder von immer teurer und wichtiger werdenden Reisen vertrauen Weltenbummler vor allem auf (neue) Kameras. Reisen pusht Foto.<<

Auch wann der Original-Beitrag mit diversen Zahlen untermauert wurde, für mich liest sich das wie Wunschdenken bezahlter Influencer, Pfeifen im Wald, ob des Niedergangs der Fotografie mit "richtigen" Kameras.

Meine sicher nicht repräsentative Beobachtung aus dem letzten Sommerurlaub genügt das moderne Smartphone auch weiterhin den Ansprüchen einer riesigen Mehrzahl Reisenden! Und mit "modern" sind teure Smartphones mit zwei bis vier Kameras/Objektiven gemeint, keine alten Hääändie-Gurken. Auf 100 fotofähige Geräte kommen subjektiv 95+x Smartphones und 5-x Systemkameras.

Kameras als Statussymbole?

Wenn das so wäre, würden zumindest Einsteiger-DSLRs nicht so lieblos abgestoßen. Mit denen ich auch anno 2023 prima fotografieren kann. DSLRs, die Unbedarfte kaum von einer Profi-DSLR unterscheiden können. Schaue ich auf die brave EOS 400D samt Batterieteil. Zum richtigen Unsinn wird dann diese Aussage zu Statussymbolen: „Mit einer Spiegellosen an der Schulter ist man nicht mehr “von gestern”, sondern “weit vorne”. Für Bilder von immer teurer und wichtiger werdenden Reisen vertrauen Weltenbummler vor allem auf (neue) Kameras.“ „Immer teurer werdende Reisen?“ Ja. Und wo wird dann bei immer noch hohen Lebenshaltungs- und Energiekosten als erstes gespart, wenn man nach zwei Pandemie-Jahren endlich mal wieder „raus“ will? Nicht am Urlaub, aber eher an Systemkameras in hohen vierstelligen Eurobeträgen. Zumal sich derartige Kameras als willkommenes Diebesgut an vielen heute total überlaufenen "Hot Spots" doch geradezu anbieten.

Abgesehen davon: Wo landen die Millionen Fotos? Weitgehend unbearbeitet in sozialen Netzwerken und nie gesichert im Nirvana, wenn das Smartphone kaputtgeht, geklaut wird oder einfach durch ein neues ersetzt wird …

Und noch etwas zum Samrtphone: Ich bin jedesmal entsetzt, wie effektiv KI = Künstliche Intelligenz die Fotos im Smartphone mittlerweile aufbereitet, dass sie nicht nur für den unbedarften Normalanwender oft perfekt sind. Die Aussage "Der (technologische) Abstand zu Smartphone-Kameras hat sich bei spiegellosen Systemkameras deutlich vergrößert“ lasse ich nur gelten, wenn es um lange Telebrennweiten geht. Bei der internen Bildaufbereitung in der Kamera hinken selbst aktuelle Systemkameras dem Smartphone hinterher! Allzuoft nur mit Nachbearbeitung in Lightroom, Photoshop und Mitbewerbern bekomme ich das — MEIN — gewünschte(s) Bildergebnis. Was ich gerne mache — EBV —, weil's mein Hobby ist. Die Smartphone-Legionen aber überhaupt nicht interessiert. Auch nicht interessieren muss. Die wollen und bekommen (!) fertige Fotos.

Video

Ich lese gelegentlich die Behauptung, dass die Kamerahersteller Fotografen angeblich längst abgeschrieben hätten. Um ihre aktuellen Systemkameras verstärkt/nur noch auf Videofähigkeiten 4K, 8K 60/120 Bilder pro Sekunde zu trimmen. Fotos wären allenfalls nur noch ein "Abfallprodukt“.

Wo sind denn die Massen an professionellen Videofilmern, die entsprechende Systemkameras kaufen – würden?

Da fragt man sich, ob solche Schwarzseher schonmal selbst ein Video gedreht haben? Nicht die unsäglichen 9:16 Hochformat-Wackelvideos mit schiefen Horizonten aus hunderttausenden Hääändies. Ein richtiges Video! Mit Konzept, Drehbuch, Kameraführung vom stabilen Stativ oder Gimbal. Feste Brennweiteneinstellungen, keine amateurhaften Zooms, saubere Schwenks. Um das Videomaterial anschließend zu schneiden, zu vertonen, mit passender Musik zu unterlegen und, und, und.

Bereits bei nur 2K = 1.920 x 1.080p Full HD Videoauflösung braucht es dazu einen schnellen Rechner. Wenn ich zurückdenke, wie lange ich an einem braven 1.280 x 720p HD Video gesessen habe, um das in eine halbwegs ansehnlich Form zu bringen. Wie viele Profis mag es weltweit geben, die professionell und ausschließlich videografieren? Und das statt mit professionellem Videogerät mit Video-fähigen Systemkameras. Highend-DSLMs nur noch für Videografen?

Zurück zur Überschrift: Oh nein, schon wieder eine DSLR ;-)

Also, die Canon EOS 400D geht mit auf die Reise. Ein kleiner Bericht mit Fotos Mitte Oktober.

 

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Was ist digicammuseum.de?

Die analoge Fotografie blickt auf eine etwa 170-jährige Geschichte zurück, seit etwa 100 Jahren sind Fotoapparate auch für Privatleute erschwinglich. Trotzdem sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotografie zu einem Hobby für Millionen von Menschen wurde und der Fotoapparat zum selbstverständlichen Accessoire jeder Urlaubsreise.

Um so überraschender ist es zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit die etablierte Technik in wenigen Jahren nach der Jahrtausendwende in eine Nischenexistenz zurückgedrängt wurde. Ersetzt wurde sie durch Digitalkameras. Diese haben in kürzester Zeit eine atemberaubende Evolution durchlaufen und haben ihre analogen Vorfahren weitgehend überflüssig gemacht. In fast allen Haushalten wurde die alte Spiegelreflex- oder Kompaktkamera durch ein digitales Modell ersetzt.

Während die meisten analogen Kameras viele Jahre, teilweise auch Jahrzehnte lang genutzt wurden, landen die meisten Digitalknipsen nach drei bis vier Jahren in der Schublade und müssen einem leistungsfähigeren Modell weichen. Die technischen Fortschritte werden jedoch immer kleiner. Digitalkameras haben einen Stand erreicht, der keine drastischen Verbesserungen mehr zulässt. Der Boom fand seinen Höhepunkt um die Jahre 2008-2010 und hat seither deutlich nachgelassen.

Das ist auch schon rein äußerlich zu erkennen: In den ersten Jahren war bei den Herstellern von Digitalkameras der Wille zu beobachten, die neue Technik auch für Innovationen in Design, Bedienung und Funktionalität zu nutzen. Inzwischen ist diese Phase weitgehend vorbei und die Hersteller haben zu den aus analoger Zeit bekannten Kameratypen zurückgefunden: Kompaktkameras auf der einen und Systemkameras auf der anderen Seite.

Die in Smartphones eingebauten Kameras sind inzwischen jedoch so gut, dass sie Kompaktkameras die Existenzberechtigung geraubt haben. Wozu ein separates Gerät kaufen, wenn man vergleichbare Bilder auch mit dem Handy hinbekommt, das man zudem immer in der Tasche hat?

Es entsteht so im Moment die paradoxe Situation, dass so viel fotografiert wird, wie noch nie in der Geschichte - und gleichzeitig immer weniger "richtige" Kameras verkauft werden. Mag sein, dass die Ära der Fotoapparate für jedermann zu Ende geht und bald nur noch Hobbyfotografen und Profis als Kamerakäufer übrig bleiben. Deswegen ist nicht zu früh, die "wilden Jahre" der Digitalkamera-Entwicklung zu dokumentieren.

Diese Homepage war anfangs vor allem als virtuelles Museum meiner Kamerasammlung gedacht. Inzwischen ist daraus ein Projekt geworden, bei dem ein wachsender Kreis von Autoren tolle Beiträge zur Digitalkamera-Geschichte beisteuert. Den weitaus größten Anteil daran hat Ralf Jannke, der mit seinen Praxisbeiträgen die verschiedensten Themen detailliert behandelt und großartig bebildert. Was sich allerdings nicht geändert hat: Die Homepage ist ein reines Hobby- und Spaßprojekt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Sammlern und Fotobegeisterten. Es gibt keine Werbung und wir sind auch keine bezahlten Influencer. Falls Sie allerdings noch eine spannene Kamera herumliegen haben, die Sie nicht mehr brauchen - wir sind immer auf der Suche nach weiteren Exponaten.

Boris Jakubaschk