Alt gegen neu: Canon EOS 50D und Panasonic Lumix DMC-G81

Für mich hat sich ein derartiger Vergleich schlicht angeboten, weil ich meine gute alte Canon EOS 50D (erschienen 2008) durch eine Panasonic Lumix DMC-G81 (erschienen 2016) ergänzt habe. Der Grund für den Kauf war, dass ich mich immer häufiger dabei ertappt habe, bei Freizeitaktivitäten den Rucksack mit der Canon nebst Zubehör zuhause zu lassen und stattdessen eine schlichte Kompaktkamera einzustecken. Die wuchtige DSLR herumzuschleppen wurde mir zunehmend zu mühsam.

Die Panasonic bringt hingegen deutlich weniger Gewicht mit und ist zudem ein ganzes Stück kleiner. Das gilt aufgrund des kleineren Sensors auch für die Objektivausstattung. Seither ist bei Ausflügen wieder häufiger eine Kamera an Bord. Dieses Jahr durfte die DMC-G81 anstelle der Canon mit in den Namibia-Urlaub. Zu diesem Anlass wurde sie um ein weiteres Objektiv ergänzt. Genügend Gelegenheit also, um sich mit der „Neuen“ vertraut zu machen.

Aber zunächst zu den Fakten. Hier die wichtigsten Parameter im Vergleich:

 

Canon EOS 50D

Panasonic Lumix DMC-G81

Erscheinungsjahr

2008

2016

Neupreis Body

780 € (gebraucht ca. 200 – 250 €)

750 €

Sensor

CMOS, 15,1 MP, 3:2, APS-C

NMOS, 15,8 MP, 4:3, MFT

Sucher

Optisch (DSLR)

Elektronisch (DSLM)

Display

3 Zoll, 0,9 Mio. Subpixel

3 Zoll, 1,0 Mio. Subpixel, schwenkbar + Touch

Live View

Rudimentär

ja

Autofokus

Phasen-AF, 9 Messfelder

Kontrast-AF

ISO

100 – 12800

200 - 25600

Blitz

Klappbar + Blitzschuh

Klappbar + Blitzschuh

Gewicht

820 g

565 g

Kitobjektiv

EFS 17-85 mm, 1:4 - 5,6

Stabilisator

KB ca. 27 - 136 mm

Einzelpreis ca. 400 € (gebr. ca. 150 €)
Aufpreis im Kit ca. 250 €

Gewicht 480 g

G-Vario 14-140 mm, 1:3,5 - 5,6

Stabilisator

KB 28 - 280 mm

Einzelpreis ca. 400 €

Aufpreis im Kit ca. 320 €

Gewicht 265 g

Abmessungen kompl.

143 x 108 x 160 mm

127 x 88 x 130 mm

Gewicht komplett

1300 g

830 g

Zusätzliches Objektiv

EF 70-200 mm L, 1:4

Kein Stabilisator

KB ca. 110 - 320 mm

Einzelpreis ca. 650 € (gebr. ca. 400 €)
Gewicht 800 g

G-Vario 100-300 mm, 1:4 - 5,6

Stabilisator

KB 200 - 600 mm

Einzelpreis ca. 450 €

Gewicht 560 g

Auf den ersten Blick sind die beiden Kameras in vielen Punkten sehr ähnlich. Allerdings wiegt die Panasonic ein sattes halbes Kilo weniger und das bei einem Zoom-Objektiv, das auf Kleinbild umgerechnet im Telebereich die doppelte Brennweite hat. Die Panasonic kann aber noch viel mehr:

  • Videomodus mit FullHD und UHD
  • Touchscreen
  • Hochauflösender Sucher
  • Aus Videos können Bilder mit bis zu 8 MP extrahiert werden
  • Zusätzlicher Bildstabilisator im Kamerabody
  • Datenübertragung und Fernsteuerung über WLAN oder Bluetooth

 

Soweit die Theorie. Aus der praktischen Anwendung der beiden Kameras haben sich aber einige Punkte ergeben, mit denen ich so nicht gerechnet habe:

Sucher:

Der elektronische Sucher der Panasonic ist auf den ersten Blick großartig. Das Bild ist groß und hell. Mit einer Lupenfunktion kann man beim manuellen Fokus sogar die Schärfe gut beurteilen. Die Bildwiederholrate ist flüssig – allerdings nur, solange es einigermaßen hell ist. Im Dämmerlicht ruckelt das Bild. Dafür kann man den Sucher auch zur Bildbetrachtung nutzen. Das geht bei einem Spiegelreflexsucher natürlich nicht, dafür sieht man unmittelbar durch die Linse – da wird nichts verfälscht und ruckeln kann logischerweise auch nichts. Für mich ist der DSLR-Sucher daher nach wie vor das Nonplusultra.

Autofokus:

Zu meiner Überraschung entpuppte sich das Autofokus-Verhalten zum größten Ärgernis bei der Panasonic. Seit vielen Jahren bin ich den Phasen-AF der 50D (und zuvor der 400D) gewohnt. Meist habe ich den AF-Messpunkt fix auf das mittlere Messfeld gesetzt. Die gewünschte Schärfeebene mit dem Messpunkt anvisiert, halb durchgedrückt, Bildausschnitt gewählt, ausgelöst. Das geht schnell, ist ein intuitiver Ablauf und hat mir immer eine hohe Trefferquote gelungener Bilder beschert. Die automatische Messfeldwahl verwende ich nur, wenn’s schnell gehen muss.

Die Panasonic entscheidet normalerweise selbst, auf was sie scharfstellt. Leider bin ich da nicht immer einer Meinung mit ihr. Wenn man den Bildschirm ausgeklappt hat, dient der Touchscreen zur Festlegung des AF-Messpunktes. Blöderweise berührt beim Fotografieren mit dem Sucher die Nase den Bildschirm – und versetzt den AF-Punkt an eine Stelle, wo man ihn ganz bestimmt nicht haben möchte. Inzwischen habe ich einen fixen Messpunkt eingestellt und lasse den Bildschirm grundsätzlich eingeklappt. So funktioniert es ganz gut. Allerdings ist der Kontrast-AF himmelweit unterlegen. Bei der Canon führt ein halb gedrückter Auslöser in nahezu hundert Prozent der Fälle zu einer sofortigen Quittierung per kurzem Piep und die Kamera hat scharfgestellt. Die Panasonic schafft das manchmal auch, aber in sehr vielen Fällen pumpt sie eine ganze Weile hin und her, bis der Fokus sitzt. Besonders in Fällen, wo schnelle Reaktionen nötig sind, ist die Panasonic zu langsam. Einige Schnappschüsse sind mir so entgangen, die mir mit der Canon todsicher gelungen wären.

Bildqualität:

Von den technischen Daten her sollte die Panasonic hier überlegen sein: Höhere Auflösung, höhere ISO-Werte, doppelter Stabilisator. Wenn man sie lässt, dreht die Panasonic bei wenig Licht den ISO-Wert automatisch bis auf 3200 hoch. Die Canon ist da mit ISO 1600 zurückhaltender.

Das Objektiv der Panasonic ist für ein Zehnfach-Zoom schlicht hervorragend. Es mag allerdings durchaus sein, dass die eine oder andere Unzulänglichkeit digital aus der Welt geschafft wird. Damit kann das Objektiv der Canon nicht dienen. Es ist unter Canon-Fans auch eher berüchtigt für Farbsäume und Verzeichnungen an den Enden des Zoombereichs. Dafür erzielt es eine recht ordentliche Schärfe. Ich finde beide Linsen als „Immerdrauf“ recht gut.

Betrachtet man die fertigen Bilder, wirken die Aufnahmen der Panasonic durchwegs schärfer als die der Canon und auch bei hohen ISO-Werten erstaunlich rauscharm. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings deutlich, dass die Verbesserungen weniger auf optimierter Sensortechnik oder überlegener Optik beruhen, sondern auf verbesserten Algorithmen in der Bildverarbeitung in der Kamera und eine ziemlich aggressive Nachschärfung. Für meinen Geschmack wirken am Ende viele Aufnahmen der Panasonic zu sehr bearbeitet. Was aus der Canon kommt, sieht für mich „echter“ aus.

Beispielbilder
Links jeweils die EOS 50D, rechts die DMC-G81. Alle Aufnahmen bei mäßigem Licht und hohen ISO-Werten. Mouseover für Aufnahmeparameter, klicken für volle Größe.

Scheune. EOS 50D, F/5,6, 1/125 s., ISO 1000
Scheune. DMC G81, F/5,4, 1/200 s., ISO 1600

oben: Das Bild der Panasonic wirkt schärfer, enthält aber keine zusätzlichen Details. Am Schneefanggitter sind Ränder der (zu starken) Nachschärfung zu sehen. Am oberen Fensterrand zeigt das Objektiv der Canon chromatische Bildfehler (rötlicher Schimmer an der Kante).

unten: Erneut ist das Bild der Panasonic schärfer. An der Front der Kamera in der Mitte unten führt die Glättung zu einem ziemlich "künstlichen" Look wie bei einem Smartphone-Foto. Das leichte Bildrauschen der Canon ist für meinen Geschmack deutlich weniger störend. Ebenso der Handgriff der zweiten Kamera von vorn links: Hier konnte sich der Algorithmus der Panasonic nicht entscheiden, ob er die Struktur hervorheben oder glätten soll. Im Ergebnis wirkt der Handgriff fleckig, was er in Wirklichkeit nicht ist - siehe das Bild der Canon.

Kameras. EOS 50D, F/5,6, 1/13 s., ISO 3200
Kameras. DMC-G81, F/4,6, 1/10 s., ISO 3200

unten: Aufnahme jeweils bei normaler Deckenbeleuchtung mit Stativ, ISO 200 und Blendenvorgabe F11. Aufnahmedauer jeweils 5 Sekunden. Der automatische Weißabgleich führt bei der Canon zu einer sehr warmen, bei der Panasonic zu einer neutraleren Farbgebung. Ansonsten sind die Bilder etwa gleichwertig.

ISO-Vergleich

Angesichts des größeren Sensors bei der Canon könnte man erwarten, dass das Rauschverhalten hier besser als bei der DMC-G81 ist. Hier zeigt sich aber der technische Fortschritt bei Sensor und Nachbearbeitung.

Die EOS 50D lässt die ISO-Einstellung bis 3200 zu, die beiden letzten Stufen werden als "H1" und "H2" erst nach einem Eingriff in die Einstellungen verfügbar. An den Bildern kann man sehen, warum: Bis ISO 1600 sind Rauschen und Detailzeichnung gut, ab ISO 3200 lässt beides nach und ab ISO 12800 ist das Bild durchsetzt mit grellfarbigen Störpixeln und waberndem Farbrauschen. Dafür bleiben die Details einigermaßen erhalten.

Die DMC-G81 lässt die ISO-Einstellung bis 25600 zu. Hier bleibt die Bildqualität bis ISO 3200 gut, danach nimmt das Rauschen zu und die Detailzeichnung ab, insgesamt bleibt das Bild aber deutlich ansehnlicher als bei der 50D.

Videos:

Hier verbietet sich natürlich jeder Vergleich, weil die Canon noch keine Videos aufzeichnen kann. Die Panasonic kann daher ihre Vorteile ganz alleine ausspielen. Und das tut sie auch: Die Videos sind knackscharf und ruckelfrei. Leider sind die Stabilisatorgeräusche in ruhiger Umgebung fast das einzige, was auf der Tonspur zu hören ist. Man kann dem allerdings mit einem externen Mikrofon entgegenwirken.

Schlecht gelöst ist der ungünstig platzierte und zudem noch versenkte Videoauslöser auf der Kameraoberseite. Er muss recht kräftig gedrückt werden, zumindest wenn man wie ich mit dicken Fingern ausgestattet ist. Das führt vor allem am Ende einer Aufnahme dazu, dass das Video verwackelt. Der zweite Kritikpunkt betrifft erneut den Autofokus: Wenn die Kamera zu Beginn der Aufnahme noch nicht richtig fokussiert hat, verbringt sie die ersten paar Sekunden der Aufnahme damit, den richtigen Fokus zu finden. Ist ihr das dann gelungen, ist die Szene häufig schon fast vorbei.

Gegenüber einem Camcorder hat die Panasonic (wie die meisten anderen DSLRs und DSLMs) den Nachteil, dass der Zoomfaktor per Einstellring am Objektiv festgelegt wird. Was beim Fotografieren ein riesiger Vorteil ist, verkehrt sich beim Filmen ins Gegenteil. Gleichmäßiges Ein- oder Auszoomen ist mit einem motorischen Zoom viel einfacher als von Hand.

Trotz dieser Unzulänglichkeiten macht das Filmen mit der Panasonic großen Spaß.

Bedienung:

Welche der beiden Kameras man diesbezüglich lieber mag, ist vermutlich Geschmackssache. Die EOS 50D ist eine fast schon puristische Fotografiermaschine. Satte 17 Knöpfchen, ein Moduswahlrad, ein Mini-Joystick und zwei Einstellräder sind über das Gehäuse verteilt und jedes hat eine festgelegte Aufgabe. Die wichtigsten Einstellungen kann man auf dem LC-Display oben auf der Kamera kompakt ablesen. An den Bedien- und Anzeigeelementen ändert sich von Modell zu Modell nur wenig, so dass Canon-Besitzer mit geringem Aufwand die Kamera wechseln können.

Die DMC-G81 ist hingegen ein Konfigurationsmonster. Neun Knöpfe, drei Moduswahlräder, ein Steuerkreuz und zwei Einstellrädchen sind über den deutlich kleineren Kamerabody verteilt. Fünf der Knöpfe sind mit „Fn1“ bis „Fn5“ beschriftet und können vom Besitzer selbst mit Funktionen belegt werden. Auch abgesehen davon kann man jede Mange Parameter einstellen. Ohne Handbuch ist die Panasonic nur in ihren Grundfunktionen durchschaubar. Wer seine Kamera genau auf seine Bedürfnisse optimieren will, ist hier gut aufgehoben.

Kameragröße und -gewicht sind ebenfalls eine Frage der persönlichen Präferenz. Die große und schwere Canon passt besser zu großen Händen und verwackelt nicht so leicht. Die Panasonic gleicht zumindest das zweite Manko durch den kamerainternen Stabilisator wieder aus.

Beispielbilder der DMC-G81:

Elefant im Etosha Nationalpark, Autowrack bei Solitaire, abgestorbener Baum im Sossusvlei.

Beim Bild des Baumes wurde die Struktur des Holzes komplett "weggerechnet". Die übrigen Bilder sind qualitativ in Ordnung.

Beispielbilder Canon EOS 50D:

Aufnahmen vom Urlaub in USA 2013. Versteinertes Holz in Petrified Forest NP, Wüstenlandschaft in White Sands, Heuschrecken in den Everglades, Libelle in Oak Alley Plantation.

Fazit:

Man kann’s aus dem Text glaube ich schon heraushören: Meine Lieblingskamera ist nach wie vor die Canon EOS 50D. Die Panasonic DMC-G81 ist kompakter, hat ein tolles Objektiv und unterm Strich mehr fotografische und filmerische Möglichkeiten. Dafür ist die Canon ungeschlagen, wenn es einfach nur darum geht, möglichst gute Bilder zu machen und mit jedem Auslösen einen korrekt fokussierten Schuss im Kasten zu haben.

Wer heute eine Kamera kaufen möchte, bekommt mit der Panasonic eine gute Universalkamera, die sich bequem mitnehmen lässt. Wem das Paket zu teuer ist, kann mit der DMC-G70 einiges sparen. Die technischen Daten sind fast die gleichen, die Kamera hat aber ein Plastikgehäuse und fühlt sich auch so an. Mit dem einfacheren Kit-Objektiv 14-42 mm kommt man mit 560 Euro hin.

Ein echtes Schnäppchen ist hingegen die EOS 50D. Zusammen mit dem Kitobjektiv kann man sie mit etwas Glück bereits für 300 – 350 € in den einschlägigen Plattformen gebraucht bekommen. Den geringeren Preis muss man allerdings in Relation sehen zur dann fehlenden Gewährleistung. Ein gut erhaltenes Exemplar kann aber noch für viele Jahre ausgezeichnete Bilder liefern.

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