Amkov AMK-R2 (auch verkauft als Amkov CDR2)

Vorweg: Dies ist kein Testbericht, da ich nicht im Besitz dieser Kamera bin. Der Text bezieht sich ausschließlich auf die technischen Angaben des Herstellers. Dessen Beschreibung der Kamera finden sie derzeit in unzähligen Ebay-Angeboten oder direkt auf dessen Homepage. Am besten, Sie schauen sich dort einmal in Ruhe um - und dann kommen Sie hierher zurück und wir sortieren die Werbeaussagen ein wenig.

Rätselraten beim Hersteller

Im Firmenlogo von Amkov sind zwei Pünktchen über dem O, so dass wir hierzulande wohl eher "Amköv" sagen würden. Für mich klingt der Name irgendwie russisch, anderswo wird er vielleicht eher deutsch oder skandinavisch einsortiert. Das dürfte auch genau so beabsichtigt sein. Alle derartigen Vermutungen sind falsch - Amkov ist ein chinesischer Hersteller, ausführlich heißt er Amkovery Technology Co. Ltd. und betreibt zwei Standorte in Shenzen und Dongguan. Im Produktportfolio finden sich Actioncams, 360°-Kameras und Zoom-Kameras, die man ans Smartphone klemmen kann und die dieses dann per WLAN als Bildschirm für die Kamera nutzen. Alle Produkte sind eher im Niedrigpreissegment platziert.

Der Trick mit der falschen Klassifizierung

Schaut man sich die Amkov AMK-R2 auf Bildern an, erinnert sie stark an eine spiegellose Systemkamera, ohne dass ein direktes Vorbild erkennbar wäre. Der Eindruck täuscht aber, weil die Kamera über eine simple Fixfokus-Optik verfügt, die zudem fest montiert ist. Der Hersteller positioniert die Kamera aber als Systemkamera, weil es dafür aufschraubbare Weitwinkel- und Telelinsen gibt. Diese ersetzen wohlgemerkt nicht das Standardobjektiv, sondern werden davor angebracht. Das gab's auch schon früher bei diversen Kompaktkameras und ist auch per se nicht verwerflich. Entsprechende Kameras jedoch als Systemkameras zu bezeichnen, wäre den Herstellern damals nicht eingefallen.

Ganz anders jedoch die Anbieter der AMK-R2. Sucht man derzeit nach günstigen DSLR- oder DSLM-Kameras, taucht die Amkov immer wieder zu Preisen um 60 - 70 Euro auf. Das ist glatter Betrug, wenn auch noch "DSLR" in der Produktbezeichnung auftaucht, denn einen Spiegel hat die Kamera nun einmal nicht. Bei "DSLM" kann man diskutieren. Ganz falsch ist die Zuschreibung in diesem Fall nicht, aber man versteht unter diesem Kürzel nun mal etwas völlig anderes.

Zusammengefasst: Der Hersteller selbst behauptet nichts falsches, aber die Verkäufer auf einschlägigen Plattformen ordnen die Kamera bewusst falsch ein und versuchen so weniger erfahrene Käufer aufs Glatteis zu führen. Das Design der Kamera begünstigt dies, allerdings kann man dem Hersteller kaum vorwerfen, seine Kamera optisch an hochwertige Vorbilder anzulehnen.

Sensor, Interpolation und digitaler Zoom

In riesigen Ziffern werden "24 MP Photo Shooting" beworben. Erst viel weiter unten in den technischen Daten findet man dann, dass die Kamera mit einem 8-Megapixel-Sensor ausgestattet ist. Die Kamera erfindet also zu jedem physisch vorhandenen Pixel noch zwei dazu. Diese Interpolation bringt keinerlei Nutzen, die Bilder wirken einfach nur weniger scharf als bei einer Kamera mit nativer 24MP-Auflösung. Auch hier hat der Hersteller nicht die Unwahrheit gesagt - immerhin landen ja wirklich Bilder mit 24 MP auf der Speicherkarte. Seriös ist das aber trotzdem nicht.

Hinzu kommt, dass der Sensor ein winzig kleines CMOS-Exemplar ist. Ohne die Kamera getestet zu haben, will ich nicht über dessen Güte spekulieren, allerdings haben derartige Sensoren in der Vergangenheit noch nie überzeugen können.

Hinzu kommt noch, dass das Objektiv keinen optischen Zoom hat und daher ein vierfacher digitaler Zoom eingebaut ist. In voller Teleposition werden dann vom Sensor nur noch 0,5 Megapixel im Zentrum ausgelesen. Die dann natürlich als 24 MP-Bild auf der Speicherkarte landen. Geradezu atemberaubend ist in diesem Zusammenhang die Illustration auf der Herstellerseite, auf der ein Kaninchen mit angeblich vierfachem Digitalzoom knackscharf dargestellt wird - und daneben ziemlich verschwommen mit einem "other Zoom". Aber auch hier kann man kaum von einer Lüge sprechen. Schließlich wurde ja nicht mit einem "optical Zoom" verglichen, sondern mit einem "other Zoom". Was das für eines sein könnte, erschließt sich mir zwar nicht, aber selbstverständlich könnte man sich einen Zoom ausdenken, der den digitalen der AMK-R2 noch mühelos unterbietet.

Objektive

Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei dem fest eingebauten Objektiv um eine Fixfokus-Optik. Da diese sich nicht auf die Objektentfernung einstellt, ist das Bild streng genommen nur in einer einzigen Entfernung komplett scharf. Bei einer sehr kleinen Blendenöffnung oder einem sehr kleinen Sensor gibt es allerdings eine gewisse Tiefenschärfe. Sofern die Optik von mäßiger Qualität ist, kann man die Unschärfen zudem kaum erkennen, da das Bild ohnehin nirgends wirklich scharf ist.

Ohne die Kamera getestet zu haben, kann man hier nicht spekulieren. Allerdings ist der Sensor schon mal sehr klein und der Schärfebereich der Kamera beginnt bei etwa einem Meter. Das führt vermutlich zu einem Schärfebereich, der von 1 - 3 Metern reicht. Nähere Objekte sind unscharf, weiter entfernte zumindest nicht komplett scharf.

Zusätzliche Aufschraublinsen sind grundsätzlich keine schlechte Idee, sofern die eingebaute Optik von guter Qualität ist. Andernfalls addieren sich die Bildfehler von eingebauter und aufgeschraubter Linse.

Bildschirm

Der Bildschirm ist 3 Zoll groß und um 180 Grad nach oben klappbar. So kann die Kamera auch für Selfies und Video-Blogs genutzt werden. So weit so gut.

Der Bildschirm wird als "HD TFT Screen" beworben. "TFT" hat in diesem Fall keine Aussagekraft, weil alle LCD-Bildschirme nach diesem Prinzip arbeiten. Interessant wäre eher gewesen, ob es sich um ein TN- oder ein IPS-Display handelt, da davon der nutzbare Blickwinkel abhängt. Leider liefert auch "HD" keinerlei Aussage, weil es dafür offenbar keine definierte Mindestauflösung gibt. Das hat dazu geführt, dass aktuell wirklich jedes Smartphone mit einem "HD-Display" beworben wird, egal wie gering die Auflösung auch ist. Das dürfte auch hier nicht anders sein.

Entwackler

Natürlich darf auch bei dieser Kamera ein Bildstabilisator nicht fehlen. Erwartungsgemäß handelt es sich hier um die elektronische Variante, die in den meisten Fällen kaum einen Effekt hat. Kurioserweise wird der Effekt in der Werbung mit einem Foto in die Luft springender Menschen illustriert. Dabei ist das ein Anwendungsfall, in dem selbst der beste optische Stabilisator nichts bewirken kann. Stabilisatoren können nur Verwacklungen der Kamera beseitigen. Bewegung im Bild ist nur durch eine entsprechend kurze Belichungszeit oder durch Mitziehen zu kompensieren.

Zusammengefasst

Der Hersteller hat bei seiner Anzeige peinlich genau darauf geachtet, dass keine der Aussagen nachweislich falsch ist. Es wird aber ein völlig falscher Eindruck erweckt und dabei auch nicht vor der einen oder anderen Schummelei zurückgeschreckt. Beispielsweise stößt man bei der Rückwärtssuche nach den angeblichen Beispielbildern auf der Homepage zumindest bei dreien auf Homepages, die kostenlose Wallpapers anbieten. Diese Bilder wurden definitiv nicht mit der Amkov gemacht. Da ist aber Amkov nicht der erste Hersteller, der sich beim Schummeln erwischen lässt.

Insgesamt wird der Eindruck vermittelt, es handle sich um eine hochwertige Systemkamera, die in nahezu allen Belangen auf Augenhöhe mit aktuellen Systemkameras von z.B. Panasonic, Sony, Fuji oder Olympus ist. Dass dem nicht so ist wird deutlich, wenn man die technischen Daten gegenüberstellt:

 

Amkov AMK-R2Typische DSLM-Kamera
Bildsensor8 MP
CMOS
ca. 1/3" (17 mm²)
16 - 24 MP
CMOS oder CCD
MFT oder APS-C (270 - 340 mm²)
Bajonettkeines. Fest eingebautes Objektiv mit Filtergewinde. Dafür gibt es VorsatzlinsenGängiges Bajonett, für das es vom Hersteller und von Drittanbietern eine große Auswahl an Objektiven gibt.
FokusFixfokus, einigermaßen scharf ab 1 mAutofokus, Schärfebereich abhängig vom Objektiv
Bildstabilisatorelektronisch (wenig wirksam)optischer Stabilisator in Kamerabody oder Objektiv oder beides
Sucherkeinerje nach Modell keiner oder elektronischer Sucher
Bildschirm3" großer, klappbarer Bildschirm, keine Angabe zur Auflösung. Keine Touchbedienungje nach Modell. Meist hochauflösend, schwenkbar und mit Touchbedienung
BedienelementeZoomwippe, Steuerkreuz, Tasten für Menü und Display, Einstellrad-AttrappeSteuerkreuz, Moduswahlrad, diverse weitere Tasten, 1-2 Einstellräder, Touchscreen, Zoom am Objektiv

Die AMK-R2 ist eine Einfachstkamera mit Fixfokus-Objektiv und winzigem Sensor. Solche Kameras sind inzwischen eigentlich weitgehend vom Markt verschwunden. Selbst einfache Kompaktkameras, die mit Autofokus-Zoomobjektiv etwa 50 Euro kosten, sind der AMK-R2 technisch deutlich überlegen. Vergleichbar sind eher Kameras in Mittelklasse-Smartphones etwa des Jahrgangs 2013 oder 2014. Daher ist der Verkaufspreis von ca. 60 - 70 € für diese Kamera bei weitem zu hoch.

Weiterschauen...

Der Youtuber "Moschuss" hat ein gutes Video zur Amkov AMK-R2 veröffentlicht, in dem er einige meiner Vermutungen bestätigt. Überraschend ist die recht gute Beurteilung des äußeren Eindrucks. Die Kamera sieht wohl nicht nur auf Bildern gut aus, sondern fasst sich auch ganz gut an. Wenn sie nur nicht eigentlich zum Fotografieren da wäre...

Hier geht's zum Video

Kommentare (2)

  • R. Jannke
    R. Jannke
    am 17.04.2018
    Was die Amkov AMK-R2/Amkov CDR2 angeht, empfehle ich den AlexiBexi-Schenkelklopfer „Die DREISTESTE Fake-Kamera! #SchinaSchrott“
    https://youtu.be/DEACezoEv1E

    Über den etwas überdrehten AlexiBexi kann man sicher geteilter Meinung sein, aber in der Sache hat er Recht. Auch wenn es in diesem Fall nicht um die nicht ganz hässliche Amkov AMK-R2/Amkov CDR2 geht, sondern um die Bridgekamera „POLO SNAPSHOTS D7100“. Kameras dieser Machart kann man aber nur zerreissen! Übrigens: AlexiBexi kann auch seriöser: „Was taugt eine 10.000 Euro Kamera – Hasselblad X1D Review. https://youtu.be/KLTa-5GGLgw

    Meine Recherchen zur Amkov AMK-R2/Amkov CDR2

    Was den Wahrheitsgehalt angeht, genügt ein wenig Google Bildersuche, um die zur Illustrierung der Amkov AMK-R2/Amkov CDR2-Anzeige/Seite verwendeten Fotos schnell im Internet aufzuspüren. Drei Beispiele:

    Das vierte Bild aus der Beispielfotoreihe unter „New Life“ „Record Every Wonderfull Moment“ gibt es ohne Ausschnitt hier:
    https://duhocue.edu.vn/dai-hoc-london-ngoi-truong-cua-huyen-thoai-am-nhac-elton-john

    Das erste Bild der mit der Amkov AMK-R2/Amkov CDR2 aufgenommen„Sample Photos“ (Beispielfotos) ist als Wallpaper bis 3.036 x 1.728 Pixel Größe hier runterzuladen:
    http://www.1zoom.me/de/wallpaper/350345/z1321.7/

    Noch ein Beispiel? Das Bildchen, was die Fähigkeit der „Electronic Anti-shake Function“ demonstrieren soll, gibt es unter „ver a tus amigos y pensar“ – „sieh deine Freunde und denke nach“: http://desmotivaciones.es/5968991/Ver-a-tus-amigos-y-pensar

    Eins frage ich mich aber doch: Wer soll Kameras wie die Amkov/„POLO SNAPSHOTS D7100“ in Zeiten hochwertiger Smartphones eigentlich kaufen? Bei eigenen Fotorundgängen sehe ich gewöhnlich Systemkamera oder Smartphone. Bridgekameras so gut wie nie. Wozu also eine Primitiv-Bridge?
  • Rainer
    Rainer
    am 30.10.2018
    Das Werbe-Bild mit dem Anti-Wackler in Aktion ist ja wirklich der Hammer :)

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